Rezension Abschiedskonzert 25.06.2023

Rezension Abschiedskonzert 25.06.2023

„Nun lob mein Seel, den Herren“

Kammerchorgründer Konrad Heimbeck blickt zurück auf vier Dekaden als Kirchenmusiker. Foto kirchner
Kammerchorgründer Konrad Heimbeck blickt zurück auf vier Dekaden als Kirchenmusiker.FOTO KIRCHNER

Festliches Abschiedskonzert von Kammerchorgründer Konrad Heimbeck

VON ELISABETH KIRCHNER

Rosenheim – Wehmut schwang beim Abschiedskonzert von Konrad Heimbeck in der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Rosenheim mit. Der Gründer und Chorleiter des Kammerchores Rosenheim zieht sich nach 40 Jahren Kirchenmusikerzeit in den Ruhestand zurück. Vier Dekaden Kirchenmusiker, da kann man viele Werke aus vielen Epochen einstudieren, bekannte, aber eben auch seltener aufgeführte Werke, die sich allesamt dem liturgischen Jahresablauf einordnen und die dem Lob Gottes dienen.

Choralsätze aus
fünf Jahrhunderten

All dies umspannte das anspruchsvolle und ansprechende Konzert.

Für den Kammerchor anspruchsvoll, weil die Choralsätze aus fünf Jahrhunderten jeweils ihre eigene Nuancierung erfordern.

Anspruchsvoll, weil so manches Werk nicht nur vierstimmig, sondern auch doppelchörig besetzt war. Und ansprechend, weil der Kammerchor – trotz einiger Intonationsschwächen – durchgängig den schwebenden Chorklang und die ausgezeichnete Dynamik beibehielt.

Und eben auch ansprechend, weil der Kammerchor teilweise von einem kleinen Orchester (Leitung Simon Steinkühler) auf historischen Instrumenten begleitet wurde. Vorne dran, aber bescheiden jegliches Lob abwehrend, Konrad Heimbeck: Mit kleinen, aber eindringlichen Gesten und mit Verve wandte er sich dem Kammerchor und allen anderen Mitgliedern des Ensembles zu und vermittelte die Struktur der Musik. Mittelalterlich anmutende Trompetenfanfaren und Paukenwirbel (Leitung Trompeter Matthias Linke) bildeten den Auftakt für das festliche Konzert, gefolgt von den „Fest- und Gedenksprüchen“ von Johannes Brahms, op. 109.

Die lebendige Sprache verstand der Kammerchor packend in Musik zu fassen. Bei Psalm 8 „Herr unser Herrscher“ (SWV 27) und Psalm 103 „Nun lob mein Seel, den Herren“ (SWV 41) von Heinrich Schütz erklangen andächtig und akzentuiert die Motive, der Nachklang der Akkorde in der dreischiffigen Hallenkirche tat sein Übriges, um sich nach San Marco versetzt zu fühlen.

Anschließend bot der Chor drei Motetten von Anton Bruckner dar. Beim achtstimmigen „Os justi“ kam der Klang aus der Stille und führte zurück in die Stille. Das siebenstimmige „Ave Maria“ war nicht weniger meditativ. Gelungen auch das vierstimmige „Locus iste“: Getragen von der Akustik der Stadtpfarrkirche blühte der Kammerchor im Forte mühelos auf und nahm sich immer weiter stimmlich zurück bis hin zu großartigem Piano. Das doppelchörige „Herr, wenn ich nur dich habe“, SWV 280, von Heinrich Schütz, begleitet von Orgel (Michael Anderl) und Streichern, war ebenfalls eindrücklich. Mit J.S. Bach endete das Konzert: Die Motette „Fürchte dich nicht,“ BWV 228, bestach durch ihre wohlfeine Vokalpolyphonie.

Der Kammerchor ausgewogen bei dem Werk innewohnenden kontrapunktischen und konzertanten Satztechniken, Choralsatz und Doppelchörigkeit und einfühlsam getragen von der schlichten instrumentalen Begleitung mit Generalbass. Tröstlich, wie der Chor mit dem „Fürchte dich nicht, du bist mein“ sanft die Motette beschloss. Mächtig, erhaben und feierlich dann das „Dona nobis pacem“ aus der h-Moll-Messe, BWV 232. Ergreifend, wie das Ensemble – feinsinnig unterstützt von Streichern, Holz- und Blechbläsern, Pauke und Orgelpositiv (souverän Michael Anderl) – die Bitte um Frieden darbot: Einerseits Danklied (Rückgriff auf das Gratias aus dem Gloria) und andererseits Friedensgebet. Letzteres besonders nachdrücklich erhellt durch die Wortumstellung „pacem dona nobis.“ Alles nicht zu schnell, das lässt die Akustik der Kirche nicht zu.

Standing Ovations, die die Mitwirkenden mit dem „Halleluja“ aus G.F. Händels Oratorium „Messiah“ belohnten. Laudator Rainer W. Janka hatte in seiner Laudatio vor Beginn des Konzerts mit dem Psalm 98 „Cantate Domino – canticum novum – alleluja“ das Wirken des Kirchenmusikers Heimbeck umschrieben.

Roten Faden
aufgegriffen

Und so griff das Halleluja aus dem Messiah sprichwörtlich den roten Faden aus der Laudatio wieder auf. In dem Psalm heißt es weiter „quia mirabilia fecit (weil er Wunderbares getan hat)“: Was für eine treffende Umschreibung für 40 Jahre Kirchenmusik. Nach dem Sommer geht es mit „canticum novum“ weiter, dann tritt ein neuer Chorleiter an.