Musikpreis

Seraphische Klangschönheit

Mit Liedern von Bach, Bruckner, Brahms und Dowland bewies der Kammerchor Rosenheim sein außergewöhnliches Können.

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Foto Schlecker

© OVB

Der Kammerchor Rosenheim ist erster Träger des Rosenheimer Musikpreises der Kultur- und Sozialstiftung Dr. Michael Stöcker. Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer übergab den Preis in Höhe von 2500 Euro bei einer Feierstunde im Hans-Fischer-Saal im Künstlerhof.

Seit 25 Jahren bereichere der Rosenheimer Kammerchor das musikalische Leben der Stadt, so Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bei ihrer Begrüßung. Er trage zum hohen kulturellen Ansehen der Stadt und der Region bei. Der Chor verdanke seine hohe Qualität seinem Gründer und Leiter Konrad Heimbeck. Dem Organisten, Chorleiter von St. Nikolaus, und Dekanatsmusikpfleger sei es überdies gelungen, den Kammerchor zu einer stabilen Gemeinschaft zu formen, die in ihrem 25-jährigen Bestehen wenig Fluktuation zu verzeichnen hatte.

Gabriele Bauer bezeichnete es als eine „großartige Idee“ des Stiftungsrats, auch einen Musikpreis zu verleihen, der an Einzelkünstler, aber auch Ensembles vergeben werde und nicht nur Klassik, sondern das gesamte musikalische Spektrum einschließe. Einstimmig sei der erste Musikpreis an den Kammerchor Rosenheim e.V. für das Jahr 2016 verliehen worden.

In einer kurzweiligen profunden Laudatio würdigte der Musikkritiker Rainer W. Janka Chor und Chorleiter. Kammerchöre würden als die „feinsinnigen Spezialisten unter den Chören, als die wahren sanglichen Könner“ gelten, da sie sich den „schwierigeren, komplizierteren, unbekannteren, aber auch reizvolleren Werken und Komponisten widmen“, so auch der Kammerchor Rosenheim. Um den Kammerchor Rosenheim zu beschreiben zitierte sich Rainer W. Janka aus einer seiner Kritiken über den Chor im Oberbayerischen Volksblatt selbst. „Der Chor ist in Heimbecks biegsamen Händen ein höchst anschmiegsames lebendiges Instrument. Feine Klangbalance, Intonationssicherheit und – ja, eben seraphische Klangschönheit prägen den Chorklang“.

Und Janka führte weiter aus: „Seine Sängerinnen und Sänger reagieren wachsam und schnell, hören aufeinander, forcieren nie über Gebühr und bleiben immer im Klang homogen“.

Mit dem „Stabat Mater“ – von Joseph Haydn habe der Chor noch unter dem Namen Kammerchor „Cantate“ in der Passionszeit 1991 vor dem Rosenheimer Konzertpublikum sein Debüt gegeben. Angangs knapp 20 mittlerweile etwa 35 Sängerinnen und Sänger, fast ausnahmslos geschult im Chorsingen, viele auch ausgebildete Solisten, versammelten sich seitdem jeden Freitag im Pfarrsaal in der Ölbergkapelle neben der Nikolauskirche zur Probe. Der Kammerchor singe nicht nur in seiner angestammten Heimatkirche St. Nikolaus, sondern auch in der kleinen Heilig-Geist-Kirche und auch in die Klosterkirche St. Sebastian, in der akustisch hervorragenden katholischen Kirche von Haidholzen, in der Kirche St. Hedwig in Rosenheim, in St. Georg in Schloßberg und auch mal unter dem Sternenhimmel der Pfarrkirche von Schwabering und im Ballhaus.

Die diffizile Kunst des reinen A-cappella-Gesangs pflegten die Sänger genauso sicher wie die instrumental begleitete Kirchenmusik, so Janka. Die Programme seien immer stringent durchgearbeitet. Bekanntes stehe neben Unbekanntem, Standardstücke neben Fundstücken. Janka bezeichnete Konrad Heimbeck scherzhaft als „musikalisches Trüffelschwein“. Er sei ein unermüdlicher Sucher nach Chorstücken, die für seinen Kammerchor geeignet sind. Durchaus erfreulich wähle Heimbeck auch moderne Komponisten wie Leonard Bernstein mit seinen „Chichester Psalms“, Strawinskys „Pater noster“, Frank Martin mit der imposanten doppelchörigen Messe und schließlich Arvo Pärt und den aus Rosenheim stammenden Walther Prokop.

Dass dieser Rosenheimer Kammerchor einen Preis verdient habe, sei schon lange „offensichtlich beziehungsweise offen-hörig“, so Janka. „Jetzt ist der Preis da. Und wir gratulieren der Jury zu dieser glücklichen Wahl“.

Chorleiter Konrad Heimbeck sagte bei seinem Dank voller Freude: „Wir nehmen diesen Preis als Ansporn entgegen“. Chorvorstand Christoph Jahn dankte der Stadt und besonders dem Kulturreferenten Robert Berberich für die langjährige Unterstützung. Er verwies auf tausend Proben in den vergangenen 25 Jahren und dankte besonders Konrad Heimbeck für seine Geduld. Schließlich lud er zum Konzert von Bachs h-Moll-Messe am 15. Oktober in die Nikolauskirche.

Zwischen den Ansprachen bewies der Kammerchor Rosenheim seine Preiswürdigkeit und sein außerordentliches Können mit der Choralfuge „Ehre und Preis sei Gott, dem Herrn“ von Johann Sebastian Bach, der Motette Locus ist“ von Anton Bruckner , dem romantischen Lied „Vineta“ von Johannes Brahms und abschließend dem Renaissance-Lied „Come again“ von John Dowland. rf

Quelle: ovb-online vom 16.04.2016

und hier finden Sie die Laudatio von Rainer W. Janka

Text Laudatio Kammerchor Presse