26.12.2008
Weihnachtskonzert am 26.12.2008 im Hofbräusaal, Rosenheim
Georg Friedrich Händel Tochter Zion
(1685-1759)
Orlando di Lasso Quem vidistis pastores
(1532-1594)
Morten Lauridsen O sacrum mysterium
(*1943)
Joh. Sebastian Bach Uns ist ein Kindlein heut geborn
(1685-1750)
Giovanni Pierluigi da Palestrina Hodie Christus natus est
(1525-1594)
Michael Praetorius Geborn ist uns Emmanuel
(1571-1621) Es ist ein Ros entsprungen
Jakob Handl Omnes de Saba venient
(1550-1591)
Joh. Sebastian Bach Ich steh an deiner Krippe hier
O Jesulein süß
Carl Thiel Adeste fideles
(1862-1939) While shepherds watched their flocks
Jesus, my Jesus
Away in a manger
Born in a stable
O little town of Bethlehem
Silent night
Ding, dong, merrily on high
Hark! The herold angel sings
Here we come a-wassailing
We wish you a merry Christmas
Mit freundlicher Genehmigung des OVB
Es duftete das Blümelein
Der Kammerchor Rosenheim ist für sein alljährliches Weihnachtskonzert aus der Kirche St. Nikolaus ins Rosenheimer Ballhaus ausgewandert. Die Zuhörer genossen nun statt sakraler Stille und Weihrauchduft bequeme Stühle, Pausengeplauder und Pausenbier.
Der Chor verzichtete aber damit auch auf den langen Nachhall des Kirchenschiffs und die sakrale Aura, die geistliche Werke oft wie auf Goldgrund strahlen lassen.In der direkten Akustik des Ballhaussaales wurde der Klang prekärer, die fragil geschichteten Harmonien des «O magnum mysterium» von Morten Lauridsen noch fragiler, die «Hodie»-Rufe in «Hodie christus natus est» von Palestrina verhallten nachhalllos, die freudige Fülle des «Omnes de Saba venient» von Jacobus Gallus fiel etwas weniger füllig aus. Dafür duftete das «Blümelein so kleine» wirklich duftig, klangen die Bach’schen Weihnachtschoräle deutlich, textlich klar und textgemäß interpretiert. Das «Ich steh‘ an deiner Krippen hier» ist ja theologisch in seiner Tiefe kaum auszuloten.
Konrad Heimbeck, der Gründer und langjährige Leiter des Chores, hatte das Konzert mit «besinnlich und heiter» überschrieben. Nun, richtig heiter wurde es erst bei den Zugaben, als der Chor herzhaft «We wish you a merry christmas» sang.
Eher zutreffend wäre das Begriffspaar Pflicht und Kür: Der erste Teil galt den bekannten deutschen und lateinischen Weihnachtsliedern, der zweite Teil englischen und US-amerikanischen, die mindestens so besinnlich waren wie die deutschen, nur noch dazu eine Spur sentimentaler. In eines davon («Cold are the people») war das «Silent night» einkomponiert: ein Effekt, der immer wieder überrascht. Jetzt wurde der Chorklang auch noch schmiegsamer und wendiger.
Kostbare Miniaturen waren die Überleitungen von Hubert Huber am Klavier, die zwang- und unterbrechungslos auch verhinderten, dass zwischen den einzelnen Stücken geklatscht wurde. Huber nahm die letzten Melodiephrasen eines Liedes auf, spann sie weiter, ließ sie durch den weiten Harmoniegarten wandern, auf Nebenwegen verweilen, bis sie, in die Anfangsmelodiephrase des nächsten Liedes verwandelt, in der neuen Tonart angekommen waren. Im oben erwähnten «Cold are the people» ließ er ganz zart Weihnachtsglocken erklingen und schuf damit ein kleines Hirtenspiel mit Engelschören.
Herzlicher Beifall der zahlreichen Zuhörer war die Belohnung für diese Blütenlese von Weihnachtsliedern am zweiten Weihnachtsfeiertag.
von RAINER W. JANKA