06.01.2017 Weihnachtskonzert
A CEREMONY OF CAROLS
WEIHNACHTSKONZERT
URSULA PREISSLER – SOPRAN
LUITGARD HAMBERGER – ALT
CHRISTINE STEINBRECHER – HARFE
LEITUNG: KONRAD HEIMBECK
Freitag, 6.1.2017
17 UHr
NIKOLAUS-KIRCHE ROSENHEIM
PROGRAMM
Matteo ASOLA Omnes de Saba venient
1560-1609
Josef Gabriel Omnes de Saba venient
RHEINBERGER
1839-1901
Joh. Baptista STEFFANINI Parvulus Filius hodie natus est
1574-1630
Heinrich SCHÜTZ Ein Kind ist uns geboren
1585-1672 Das Wort ward Fleisch
Max REGER The Word was Made Flesh
1873-1916 Behold the Days Come
Benjamin BRITTEN „A Ceremony of Carols“
1913-1976
Jacob HANDL Natus est nobis
1550-1501
Anton BRUCKNER Virga Jesse
1824-1896
Javier BUSTO O magnum mysterium
* 1949
Carl THIEL Adeste fideles
1861-1939
Weihnachtliche Chormusik im Zwillingspack
Ausgefeilte Programme ist man vom Kammerchor Rosenheim gewöhnt, das heurige Weihnachtskonzert in der gut gefüllten Nikolauskirche setzte da aber noch einen drauf: Natürlich beginnt die Weihnachtszeit erst mit Heiligabend und erst ab da sind Weihnachtsmotetten passend. Aber zusätzlich präsentierte Konrad Heimbeck, Leiter des Kammerchores, diese Motetten gleichsam im Zwillingspack, ließ denselben Text in verschiedenen Kompositionsarten von verschiedenen Komponisten hören. Das gab überraschende Gegenüberstellungen. Die Männerstimmen sangen zuerst alleine klar und klangsatt „Omnes de Saba venient“, die Dreikönigs-Motette, von Matteo Asola (1560 bis 1609) in klassischer Vokalpolyphonie, dann kam als schwerblütigerer Kontrast dazu derselbe Text in der hochromantischen Vertonung von Josef Rheinberger (1839 bis 1901), geschmückt mit reichhaltigerer Harmonik und noch wortauskomponierender: Beim Wort „adorare“, das heißt anbeten, geht die Musik gleichsam in die Knie, wird ganz demütig. Pracht- und klangvoll ist schon die Motette „Parvulus Filius hodie natus est“ von Johann Baptist Steffanini (1547 bis 1690), doch Heinrich Schütz (1585 bis 1672) betont wesentlich mehr den Text. Da hätten die Sänger noch mehr rhythmische Prägnanz und damit dramatischere Rhetorik entwickeln können. „Das Wort ward Fleisch“ wird von Heinrich Schütz gleichsam musikalisch in Marmor gemeißelt, von Max Reger (1873 bis 1916) dagegen mit glühender Harmonik versehen, die die Sänger schön aufleuchten ließen. Nach diesem Zwillingsprogramm kamen die wahren Pretiosen: „Virga Jesse“ von Anton Bruckner (1824 bis 1896) wuchs organisch aus dem klingenden Pianissimo heraus und verschwand mit leisem Allejua-Jubel in höchsten Tenor-Höhen. „O magnum mysterium“ von Javier Busto (geboren 1949) beginnt geheimnisvoll flüsternd und geht dann zu einem Anbetungs-Gestus über, vom Chor bannend dargeboten. Und dann „A Ceremony of Carols“ von Benjamin Britten (1913 bis 1976) für Frauenchor und Harfe: Zauberhaft in seiner Innigkeit und Süße sangen die Kammerchor-Frauen dieses beliebte Weihnachts-„Oratorium“, besonders das Rosenlied. Luitgard Hamberger und Ursula Preißler als Solistinnen verströmten tönende Natürlichkeit. Heimbeck zeigte, wie Britten wortausdeutend komponierte, so wenn der April-Tau musikalisch imitiert fällt. Die Weihnachts-Antiphon „Hodie christus natus est“ wurde am Ende immer leiser wie ein Engelschor, der in den Himmel entschwebt. Als Engelsinstrument verzückte die Harfe, der Christine Steinbrecher feine Klänge entlockte. Für den herzlichen Beifall bedankte sich der Chor mit einem englischen Weihnachtslied, in dem plötzlich die von den Bässen gesungene Melodie von „Stille Nacht“ auftauchte.
R.W.Janka, OVB vom 11.01.17