10.12.2006

 Festkonzert zur Wiedereröffnung

der St. Nikolauskirche in Rosenheim

SONNTAG, 10.12.2006, 18.00 UHR

PFARRKIRCHE ST. NIKOLAUS ROSENHEIM

Ursula Preißler – Christine Oswald, Sopran
Luitgard Hamberger, Alt
Heribert Haider, Tenor
Thomas Hamberger, Bass

Leitung:

Konrad Heimbeck

Programm 

Dietrich Buxtehude        Fanfare und Chorus

(1637-1707)           für 3 Trompeten und Pauken

Heinrich Schütz        Psalm 8 „Herr unser Herrscher“

(1585-1672)           aus den Psalmen Davids

Johannes Brahms        Fest- und Gedenksprüchen

(1833-1897)           op. 109

Giovanni Gabrieli        Canzona per sonare Nr. 4

(1557-1612)

Joh. Sebastian Bach        Magnificat BWV 243

(1685-1750)

 

Kritik aus OVB vom 13.12.2006

Das neue Jerusalem
Es war ein wahrhaft festliches Konzert für einen festlichen Anlass, nämlich die Wiedereröffnung der Nikolauskirche, mit einer ungewöhnlich zahlreichen Zuhörerschaft, die die Kirche bis auf den letzten Platz füllte.
Der dort heimische Kammerchor Rosenheim und sein Leiter Konrad Heimbeck haben am Abend des Eröffnungstages auch musikalisch von «ihrer» Kirche Besitz ergriffen, und dies buchstäblich mit Pauken und Trompeten in einem Werk von Dietrich Buxtehude. Auch eine Canzona von Giovanni Gabrieli für Bläser ließ den Raum zum Klang werden, die Trompeten- und Posaunentöne verteilten sich in der Kirchenhalle, überlagerten sich und bildeten reizvolle akustische Verschlingungen. Ebenso festlich war der Chor «Herr unser Herrscher» von Heinrich Schütz. Das Orchester überlagerte da den in zwei Blöcken sich gegenüber stehenden Chor ein bisschen, vor allem dem Sopran mangelte es an Durchschlagskraft. Aber der Jubelcharakter blieb erhalten.Die «Fest- und Gedenksprüche» von Johannes Brahms sind «hymnenartige Sprüche für nationale Fest- und Gedenktage», wie Brahms selbst schreibt. Da es aber ausnahmslos Bibeltexte sind, kann man sie auch anderweitig verwenden, obwohl sie doch ein wenig martialisch klingen. Beeindruckend bei diesen Chören ist aber die vokale Prachtentfaltung der Achtstimmigkeit. Konrad Heimbeck hielt alles zusammen, denn das ausgiebig verwendete barocke Wechselspiel der Chöre wollte sich in der halligen Akustik doch manchmal verselbständigen. Und eine kleine Nervosität verriet, dass diese Werke für diesen Chor Neuland sind. Sehr schön strömend gelang der Schluss des dritten Stücks, wo der Chor zur Ruhe kommt, geradezu vom Chorkampf ermüdet ausschwingt, von den prächtigen Bässen subtil grundiert.

Der glanzvolle Höhe- und Schlusspunkt aber, die Musik, mit der im Kopf man dieses neue Gotteshaus verließ, war Musik von Bach, sein «Magnificat» samt den weihnachtlichen Einlagen. Heimbeck hatte sangbare Tempi gewählt, und hier spielte die Akustik der Musik keine Streiche, alles blieb klar und trennscharf.

Der Chor brillierte, auch in den schwierigen Koloraturpassagen, auch im auskomponierten achteltriolischen Chaos des Gloria – nur der Sopran blieb auch hier die letzte Leuchtkraft schuldig, wohl auch, weil er für die Zweiteilung zu wenig Stimmen hatte. Thomas Hamberger demonstrierte in seinem Solo bassgewaltig mit Entschiedenheit die göttliche Machtpotenz, Heribert Haider ließ mit tenoraler Vehemenz die Mächtigen vom Throne purzeln, am zauberhaftesten aber war das von den Oboen umspielte Terzett der Frauenstimmen (Ursula Preißler, Christine Oswald, Luitgard Hamberger): ein schwebendes Mysterium.

Die so neu weißschimmernd-strahlende Nikolauskirche schien da das neue Jerusalem zu sein.

VON RAINER W. JANKA